Kann jemand den Aktien-Mantel der Wirecard-Aktie kaufen?
Was ist ein Aktien-Mantel?
Ein Aktien-Mantel bezeichnet die börsennotierte Hülle eines Unternehmens, das insolvent ist oder dessen operative Geschäftstätigkeit eingestellt wurde. Investoren kaufen solche Börsenmäntel manchmal, um ein neues Geschäft in eine bestehende Börsennotierung einzubringen. Dies wird auch als Reverse IPO bezeichnet.
Warum kaufen Investoren Aktien-Mäntel?
- Börsennotierung sparen: Der Käufer umgeht den aufwendigen und teuren Prozess eines Börsengangs (IPO).
- Steuerliche Vorteile: Verlustvorträge der insolventen Gesellschaft können steuerlich genutzt werden.
- Spekulation: Manche Investoren hoffen, dass der Mantel durch eine Übernahme oder Restrukturierung an Wert gewinnt.
Die Situation bei Wirecard
Die Wirecard AG ist seit Juni 2020 insolvent. Das Unternehmen war einst ein Vorzeigeunternehmen im DAX, doch Bilanzfälschungen und ein massiver Finanzskandal führten zum Zusammenbruch. Heute ist die Aktie ein sogenannter Pennystock und wird zu Kursen von unter 2 Cent gehandelt.
Warum ist ein Mantelkauf bei Wirecard unwahrscheinlich?
- Enorme Altlasten: Wirecard ist mit rund 15,4 Milliarden Euro an Forderungen belastet, darunter 8,5 Milliarden Euro Schadensersatzforderungen von Aktionären.
- Rechtliche Unsicherheiten: Zahlreiche Klagen und offene Rechtsfragen belasten die Insolvenzmasse.
- Kein operatives Geschäft: Es gibt keine Geschäftstätigkeit mehr, die einen Kauf attraktiv machen könnte.
Rechtliche Hürden und Risiken
Ein Mantelkauf ist rein rechtlich möglich, wenn Gläubiger und das Insolvenzgericht zustimmen. Doch im Fall von Wirecard gibt es erhebliche Hindernisse:
- Rechtsstreitigkeiten: Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé muss die Interessen der Gläubiger wahren und offene Forderungen berücksichtigen. Diese können nicht einfach „fallen gelassen“ werden.
- Gläubigeransprüche: Das Oberlandesgericht München hat entschieden, dass Aktionäre Schadensersatzforderungen anmelden dürfen. Diese belasten den Mantel weiterhin.
- Regulatorische Auflagen: Die BaFin überwacht die Wirecard-Bank streng, was eine Übernahme zusätzlich erschwert.
Könnte ein Blockchain-Investor wie Ripple den Mantel nutzen?
Theoretisch könnte ein Unternehmen wie Ripple, das auf Blockchain-Technologie spezialisiert ist, Interesse an der Wirecard-Hülle haben. Eine Integration in eine Blockchain-Infrastruktur könnte Vorteile wie Transparenz und Automatisierung bieten. Doch auch hier gibt es massive Hürden:
- Technische Basis: Wirecard hatte vor der Insolvenz Blockchain-Prototypen entwickelt, die potenziell genutzt werden könnten.
- Banklizenz: Eine Übernahme des Mantels mit Banklizenz wäre strategisch interessant, aber regulatorisch schwierig.
- Altlasten: Die rechtlichen und finanziellen Risiken machen eine Übernahme unattraktiv.
Fazit
Ein Mantelkauf der Wirecard-Aktie ist theoretisch möglich, aber praktisch extrem unwahrscheinlich. Die massiven Altlasten, rechtlichen Unsicherheiten und regulatorischen Hürden machen den Kauf für Investoren unattraktiv. Selbst für spezialisierte Unternehmen wie Ripple überwiegen die Risiken die potenziellen Vorteile. Die Wirecard-Aktie bleibt ein hochspekulatives Papier, das eher für Zocker als für seriöse Investoren interessant ist.